Seit der Amiga 38 spiele ich regelmäßig Aquabyss – ein wirklich großartiges neues Amigaspiel, das erstmals auch Online-Features mitbringt. So gibt es eine globale Highscore, auf der ich mich bereits bis auf Platz 9 hochgespielt habe, man kann seinen Spielstand auf dem Server speichern (das ist super, wenn man auf einem anderen Gerät weiterspielen möchte) und seit Kurzem sieht man die anderen Spieler auf der Weltkarte umher fahren.
Bisher habe ich entweder am Amiga 1200 „The BEAST“ oder auf der Couch im FS-UAE am Laptop gespielt. Ersteres ist natürlich maximal retro. Letzteres macht nur bedingt Spaß, da ich immer den Laptop auf dem Schoss haben muss – gerade im Sommer wird das mit der Zeit echt warm.
Vor geraumer Zeit ist mir dann der Analoque Pocket über den Weg gelaufen. Das ist ein Handheld, mit dem man unter anderem alte originale Gameboy-Spiele spielen kann. Das Spannende an dem Ding ist, dass da nicht einfach ein Emulator drauf läuft, sondern verschiedene alte Konsolen per FPGA nachgebaut wurden. Der Pocket beinhaltet zudem noch einen weiteren FPGA, der frei programmiert werden kann. Und natürlich gibt es Cores für ganz viele verschiedene alte Computer. Der letzte MiSTer-Amiga-Core läuft wohl seit enigen Monaten recht gut und so war ich sehr stark in der Versuchung, mir so ein Teil zuzulegen, um damit Amigaspiele auf der Couch zu zocken.
Leider kann der Analoque Pocket kein Netzwerk, so dass die tollen Online-Features von Aquabyss damit leider nicht nutzbar sind.
Bei weiterer Recherche bin ich dann auf das Steamdeck gestoßen. Zu meiner großen Überraschung hat sich herausgestellt, dass das System recht offen gestaltet ist. Tatsächlich läuft darauf ein ArchLinux (früher sogar Debian), für das man ROOT-Rechte haben kann. Es kann in den Desktop oder die Steamoberfläche gebootet werden. Es lassen sich „steamfremde“ Spiele (das können auch andere Programme sein) in die Steamoberfläche einbinden. Und so habe ich mich nach dem Lesen vieler Testberichte und dem Schauen vieler Testvideos gegen den Analoque Pocket und für das Steamdeck entschieden.
Und … was soll ich sagen? Das Ding hält was es verspricht. In Kombination mit einem Dock lässt es sich sogar als „Backup-PC“ verwenden. Und natürlich erfüllt es seine Hauptaufgabe als Retro-Spielekonsole geradezu perfekt.
Als erstes habe ich also FS-UAE installiert und dafür meine bestehende Konfig benutzt, die ich bereits auf dem Laptop zum Aquabyss-zocken verwendet habe. Das war supereinfach. Den Emulator konnte ich ohne weitere Probleme in der Steam-App als steamfremdes Spiel einbinden. Jetzt musste nur noch das Kontroller-Layout etwas angepasst werden und schon konnte der Amiga-Spaß beginnen.




Aquabyss spielt sich großartig auf dem Steamdeck. Ich habe viele der Hotkeys entsprechend auf dem Controller gemappt. Die Maus steuert sich superhandy mit den beiden Daumenpads oder einem der Joysticks. Die Preiltasten habe ich auf das Steuerkreuz und den anderen Joystick gelegt, sodass das U-Boot sich perfekt steuern lässt. Das ist ganz großer Spielspaß.
Das das erste FS-UAE-Aquabyss-Setup war noch etwas unpraktisch zum Starten und extrem speicherineffizient. Außerdem wollte ich neben Aquabyss auch noch weitere Spiele separat startbar installieren und auch die Controllerkonfig kann ja je nach Spiel anders aussehen. Also habe ich ein Setup erstellt, dass aus einer minimalen AmigaOS 3.1 Installation besteht (5 MB Diskimage) und das Spiel auf eine weitere Partition packt, die der Größe des Spiels angemessen ist. Nach dem Start von AmigaOS wird automatisch das auf der anderen Partition installierte Spiel gestartet. So kann ich für jedes Spiel die gleiche Basisinstallation nutzen, eine separate Konfig haben, diese separat starten und eine separate Controllerkonfig dafür anlegen.


Für viele der alten Spiele ist das völlig ausreichend. Aber es gibt da ja auch noch die „Disc-Jockey-Spiele“ wie Legend of Kyrandia oder Indiana Jones – Fate of Atlantis, die auf zig Disketten daherkommen. Und dann sind da auch noch die „NDOS“-Spiele, die sich früher gar nicht auf Festplatte installieren liessen. Für all das gibt es WHDLoad. Und so hab ich noch ein zweites Image gebaut, auf dem WHDLoad installiert ist und das als Basis für die Installation solcher Spiele fungiert.
Inzwischen hab ich folgende Spiele auf dem Deck eingerichtet:








Zwischenzeitlich hatte ich es auch mal mit dem Amiga-Games-Selector probiert. Das ist eine fertige „Distro“ mit sehr vielen bereits vorinstallierten Spielen und Demos. Es spart natürlich ungemein Zeit, wenn man nur ein einzelnes „Paket“ installieren muss und dann nahezualle alten Games zocken kann. Grundsätzlich läuft das auch, aber da ja nach Spiel mal die Tastatur, mal die Maus und mal ein oder mehrere Joysticks benötigt werden ist dieses System für das Steamdeck weniger gut geeignet, da man pro „Steamdeck-Spiel“ nur eine Controller-Config anlegen kann.

Die Per-Game-Installation mit einem der beiden Basissysteme hat sich daher als die bessere und vor allem praktischere Variante herausgestellt.

Als nächstes wollte ich mich eigentlich endlich mal der Monkey Islands Serie widmen. Bereits vor einigen Jahren hatte ich Teil 1 auf dem A1200 (The BABY) angefangen, aber irgendwann die Lust verloren. Doch das hat sich ganz anders entwickelt als ursprünglich gedacht und ist eine andere Geschichte, der ich einen gesonderten Post widmen werde.
Für den heute lässt sich aber schon einmal das klare Fazit ziehen, dass das Steamdeck die perfekte Amiga-Retro-Maschine ist.